Achtung Vampire!
Achtung Vampire!
Blutsauger an der Aueschule
Am Mittwoch, 17. April, wurde es an der Münsterer „Schule auf der Aue“ „very British“: Das junge, talentierte Ensemble des „White Horse Theaters“ war zu Gast. Die vier Briten touren seit Herbst 2023 mit ihrem englischsprachigen Programm durch ganz Deutschland und führen in Schulen Theaterstücke auf - jeweils abgestimmt auf die Fremdsprachkenntnisse der Unter-, Mittel- oder Oberstufe. In Münster begeisterten sie mit dem Stück „Neighbours with Long Teeth“ die Jahrgangsstufe 8.
Beziehung mit Vorurteilen
Überaus humorvoll und überraschend brachten die vier Muttersprachler aus Großbritannien, alle in den Zwanzigern, die Liebesgeschichte zwischen Richard (dargestellt von Teague Selmon) und Phylthia (Sadie Townsend) auf die Bühne – eine Beziehung der besonderen Art, denn Phylthia und ihr Vater sind Vampire. Richards Eltern (Tamara Phoenix und Joseph Mattingley) sind schockiert und möchten sich fernhalten von den „Neuen“ in der Nachbarschaft. Auch Richard wollen sie am liebsten den Umgang mit Phylthia verbieten, aber die jungen Leute freunden sich an, verlieben sich. Man ahnt, dass Schwierigkeiten vorprogrammiert sind und so begegnet das Paar immer wieder Vorurteilen und Abneigung, aber auch schlichter Sorge der Eltern um ihren Sohn. Das klingt ernst, ist es auch, aber wenn Graf Spatula (Joseph Mattingley), Phylthias Vater und „klassischer Vampir“, dramatisch durchs Publikum schwebt und Ausschau nach „frischem Blut“ hält (wohingegen Phylthia ganz modern ihr Blut in Flaschen im Kühlschrank aufbewahrt) oder Richards Eltern sich auf höchst amüsante Weise den neuen Nachbarn gegenüber zwar sehr höflich, aber irgendwie auch panisch benehmen, dann bricht im Saal Heiterkeit aus.
Eine Frage des Verständnisses
Das Stück, geschrieben von Peter Griffith und inszeniert von Michael Dray, trifft den Nerv der Schülerinnen und Schüler. Es ist ein Erlebnis, das nicht nur Spaß macht, sondern auch stolz – schließlich können die Achtklässlerinnen und Achtklässler nun ihr Englisch auf die Probe stellen und sehen, wieviel sie in der Fremdsprache bereits verstehen. Auch in einer kurzen Frage- und Antwortrunde am Ende konnten die Schülerinnen und Schüler die Profis zu deren Werdegang und natürlich zum Stück befragen – in English of course.
Happy End
Die Aufführung ist vorbei, aber was bleibt uns vom Theaterstück? Am Ende sagt Richard, es gebe im echten Leben keine einfachen Antworten auf derartige Fragen, also z.B. darauf, wie wir Menschen miteinander umgehen sollen. Die Botschaft des Stückes jedoch ist eindeutig: Es geht um Akzeptanz, mehr noch, um Toleranz, Offenheit und Neugierde dem gegenüber, was uns fremd erscheint und uns vielleicht Angst macht. Und so ist es ein Wunsch, den das vierköpfige Ensemble den Aue-Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg gibt und den sie von der Bühne ins echte Leben tragen sollen: den Wunsch nach einem „Happy End“.
Text: Carolin Melling; Bilder: Axel Preiss, Kai Eldagsen; Online-Version: Luna Giehl, Lillian Ryan (10Gc)